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Dienstag, 19. März 2019

Ist ADHS eine Krankheit?

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Der Titel meines heutigen Blogposts ist fast genauso provozierend, wie der von Amrei Wittwers neuen Buch "Warum ADHS keine Krankheit ist - Eine Streitschrift", erschienen beim Verlag Hirzel.

Frau Dr. Amrei Wittwer ist Apothekerin und war zehn Jahre lang Co-Leiterin des Züricher Projekts "Kinder fördern. Eine interdisziplinäre Studie zum Umgang mit ADHS"


Da ich als Lehrerin beinahe täglich mit dem Thema Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung, kurz: ADHS, konfrontiert werde, hat mich das Buch durchaus angesprochen, als es mir via Literaturtest als kostenloses Rezensionesexemplar vom Verlag angeboten wurde.

Und ich wette, einige meiner LeserInnen werden jetzt ebenso aufhorchen.

Unter ADHS versteht man ganz plakativ gesagt eine Störung von Verhalten und Emotionen, die schon seit der Kindheit andauert und Aufmerksamkeitsprobleme, Impulsivität und Schwierigkeiten bei der Selbstregulation mit sich bringt, oft auch noch gepaart mit Hyperaktivität, also körperlicher Unruhe.

Die Betroffenen werden im Volksmund manchmal auch als "Zappelkinder" bezeichnet.

ADHS gilt als die am häufigsten diagnostizierte psychiatrische Diagnose bei Kindern und Jugendlichen und ich meine mal gehört zu haben, dass etwa jedes zwanzigste Kind betroffen sein soll.
Diese Zahl halte ich aus meiner eigenen schulischen Erfahrung als möglicherweise annähernd realistisch. ... Zumindest gefühlt. Ich führe nämlich keine statistischen Erhebungen darüber.

Jungen scheinen wesentlich häufiger betroffen zu sein als Mädchen.

Die meisten dieser Jungen werden meines Wissens medikamentös behandelt.

Ich persönlich empfinde diese Kinder manchmal als müde und in sich gekehrt bis angenehm angepasst und konzentriert, erlebe aber auch häufig ihre "zappelige Seite", die manchmal echt schwer zu handhaben ist (vorsichtig ausgedrückt), vor allem wenn die Kids morgens ihre Medikamente vergessen haben einzunehmen.

Was vielleicht so harmlos klingt, kann für Betroffene, Mitschüler, Lehrer und Eltern aber bis hin zur extremen Belastung führen.

Dabei kann ich persönlich aber natürlich überhaupt nicht beurteilen, ob es sich hierbei um Entzugssymptome oder Ausprägungen von ADHS handelt.

Gespräche mit Eltern sagen mir immer wieder, dass sie ihr Kind unter Medikation häufig nicht wiedererkennen, wobei da das Spektrum wirklich von positiv über kritisch besorgt reicht.

Einige empfinden die Diagnose als Erleichterung. Als Zusage an ihre eigenen erzieherischen Fähigkeiten, fühlten sich manche doch schon unterdessen als unfähig.
Für viele kommt so eine Diagnose wie eine Entlastung daher und kann in manchen Familien große Spannungen zwar vielleicht nicht auflösen aber zumindest lockern.

Der Alltag wird gewissermaßen entkrampft, wie mir eine betroffene Mutter sinngemäß beschrieb.

Nochmals angemerkt: Ich beschreibe hier nur, wie ICH ganz persönlich die Situation EMPFINDE. Mir fehlen die nötigen wissenschaftlichen und medizinischen Fachkenntnisse, um hier Fakten zu nennen.

Wesentlich fachlicher geht da sicherlich Frau Dr. Wittwer mit dem Thema um, weshalb ihr Buch zumindest EINEN Zugang zur Problematik eröffnet und zum Nachdenken anregt.


"Warum ADHS keine Krankheit ist - Eine Streitschrift*" ist sicherlich keine leichte Bettlektüre aber mit ein bisschen Interesse und etwas Vorbildung im Lesen von Sachbüchern dieser Art kommt man gut durch.

Wittwer stellt die Therapie mit stimulierenden Substanzen in Frage, beschreibt die Problematik bei der Diagnose und kritisiert die Rolle von Pädagogik und Psychologie.

Sie plädiert genauer gesagt für eine Übereignung des Geltungsbereichs hinein in die Pädagogik.
(Gut. Da lag das "Problem" ja schon früher. Also zu Zeiten als es a)ADHS noch nicht gab, will sagen, als man es nicht kannte bzw. b) im konkreten Einzelfall vor der (vermeintlichen ?) Diagnose.)

*puh* Ein schwieriges Thema!

Aber das Verkehrteste wäre wohl meiner Meinung nach, sich als Eltern, Erzieher, Pädagoge, Lehrer, Arzt, Psychologe, ... NICHT damit auseinander zu setzen.

Was nun das Richtige ist, weiß ich nicht. Ich gebe euch auch keine Antwort auf die Frage ob ADHS nun doch keine Krankheit ist. Kann ich gar nicht.

Ich möchte nur allen, die damit zu tun haben, nahelegen, sich selbst immer wieder und kritisch Gedanken zum Thema zu machen machen.

Und vielleicht mögt ihr ja eure Erfahrungen mit uns hier unter den Kommentaren teilen!?

Alles Liebe, eure Pamela!

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6 Kommentare:

  1. Hallo, ein interessanter und kritischer Beitrag von dir! Kenne mich mit ADHS so gar nicht aus und könnte nun spontan nicht sagen ob es nun eine Krankheit ist oder nicht... GlG, Janina

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    1. Ich ja leider auch nicht. ;-) Vielen lieben Dank für deinen netten Kommentar.
      Es bleibt echt ein Thema zum Nachdenken.
      Komm gut durch den Tag!
      Pamela

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  2. Meine Tochter behandelt als Ergotherapeutin Kinder mit ADHS. Ich würde sagen, dass es zumindest eine Behinderung ist, die behandelt werden sollte. Es müssen ja nicht immer gleich Medikamente sein.
    LG Elke

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    1. Das hast du schön gesagt! Und tatsächlich auf den Punkt gebracht.
      Vielen Dank für deinen Kommentar!
      Alles Liebe,Pamela

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  3. Ich denke aber auch, dass die Diagnose oft auch zu vor schnell gestellt wird, hab ich im Freundeskreis schon erlebt. LG Romy

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    1. Definitiv auch ein interessanter Aspekt. Ich habe auch schon manchmal darüber nachgedacht, ob einige Kids vielleicht einfach viel weniger Bildschirmzeit und mehr Qualitätszeit brauchen und dann wär's vielleicht auch anders??? - Keine Ahnung.
      Hab ein schönes Wochenende!

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Auch wenn das nicht immer klappt, lese ich ganz bestimmt jeden einzelnen mit Freude, denn jedes liebe Wort von euch ist mir wichtig!
♥Alles Liebe, eure pamelopee! ♥

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